Freitag, 3. April 2020

6. Wie eine Stecknadel im Heuhaufen gefunden wurde




Dieses kleine Abenteuer mit den Jungs der Straßengang ermutigte David Wilkerson sehr. Auf einmal verstand, warum die scheinbar dumm gelaufene Sache mit Gerichtsfoto in der Zeitung nötig gewesen war. Es war sozusagen seine Eintrittskarte zu den Straßengangs New Yorks. Jemand, der sich mit  Polizei und Justiz  wegen einigen Gangkids anlegte, der konnte nicht verkehrt sein. So die simple Gang-Logik.
    Aber die eigentliche Absicht war ja gewesen mit den sieben Jungen aus dem Mordprozess in Kontakt zu kommen. Und da waren und Miles keinen Millimeter weitergekommen.

    Sie  versuchten es  erneut bei der Staatsanwaltschaft, wurden aber erneut abgewiesen: „Die einzige Möglichkeit für Sie, die Jungens ohne Richter Davidsons Genehmigung besuchen zu können, ist die, dass Sie von jedem der Eltern eine schriftliche Genehmigung erhalten.“
Zurück im Wagen kramte Wilkerson den Life-Artikel hervor. Dort stand der Name des Bandenführers: Luis Alvarez
   Das war zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer. Aber es stellte sich heraus, dass  im New Yorker Telefonbuch circa zweihundert Alvarez aufgeführt waren. 
    Stichprobenartig rief er einige von ihnen an, aber ohne Erfolg. Meist wurde einfach aufgelegt, wenn er sein Anliegen vorgetragen hatte.
    Schließlich gaben sie es auf und Wilkerson betete: „Herr, wenn wir in deinem Auftrag hier sind, dann musst du uns führen …!“

Von da aus fuhren sie ziel- und planlos mit dem Wagen umher und landeten schließlich in Spanish Harlem. Plötzlich verspürte Wilkerson erneut jenes innere Drängen anzuhalten und umherzugehen. Sie parkten den Wagen bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit.

Ich stieg aus und ging ein paar  Schritte die Straße entlang. Dann blieb ich verwirrt stehen. Der innere Drang war weg. In einem Hauseingang saß eine Gruppe Jungens.
„ Wo wohnt Luis Alvarez?“
    Die Jungens stierten mich stumpfsinnig an und antworteten nicht. Ich ging ziellos weiter. Da kam ein Negerjunge hinter mir hergerannt. „Sie suchen Luis Alvarez?“ Ja!"
Er blickte mich seltsam an: "Den, der wegen dem lahmen Jungen im Gefängnis sitzt?"„Ja, kennst du ihn?“
Der Junge schaute mich immer noch mit großen Augen an. „Ist das Ihr Wagen?“, fragte er. Ich wurde der Fragerei überdrüssig. „Ja, das ist mein Wagen!“
     Der Junge zuckte die Achseln: „Mensch“, sagte er, „Sie haben ja direkt  vor seinem Haus geparkt!“ Ich bekan eine Gänsehaut. "Dort wohnt er?", fragte ich beinahe flüsternd. Der Junge nickte! ...

Wir hatten Gott gebeten, uns zu führen, und er hatte uns direkt vor Luis Alvarez Türschwelle abgesetzt. "Hab Dank, Herr!", sagte ich.

Sie hatten tatsächlich die berühmte Stecknadel im Heuhaufen gefunden.

 (Folge 6 meiner kommentierten Nacherzählung von Das Kreuz und die Messerhelden)

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